Dezember 2021: Online-Mitgliedertreffen
Endlich wieder Austausch in einem größeren Rahmen: 40 TeilnehmerInnen kamen im digitalen Format am 10. Dezember 2021 zum traditionellen „Herbsttreffen“ zusammen. Im Mittelpunkt: Wie ist der Projektstand in den laufenden Projekten, wie läuft die Anprojektierung der Projekte Ruanda und Lesbos?
Janina Huppertz berichtete aus dem Kenia-Projekt von der aktuellen Zusammenarbeit: Der Bottom-up-Ansatz von HOG – das heißt, die Etablierung der Homöopathie von „unten nach oben“ anzugehen – hat sich bewährt. Unsere kenianische Partnerin Chari absolviert nach ihrer homöopathischen Vollzeitausbildung aktuell eine zusätzliche medizinischen Ausbildung und übernimmt vor Ort zuverlässig die Supervision ihrer SchülerInnen aus der „homeopathic first aid“-Gruppe. Die Versorgung mit Mitteln gestaltet sich wie in so vielen anderen Projektländern schwierig. Die Gruppe bittet um die Spende von gebrauchten Smartphones, um den Unterricht von Shari zu unterstützen. In Ecuador ist die Situation für die Projektgruppe schwieriger: Marion Böhm beschrieb, wie schwer das digitale Lernen mit der indigenen Kultur vereinbar ist. HOG muss vor Ort sein – und das war seit 2019 aus politischen Gründen und wegen Corona nicht mehr möglich. Die Lage in Ecuador ist besonders in den Städten katastrophal, die Indigene sind in der Corona-Zeiten besser zurechtgekommen. Ihre Heilkunst erlebt in Kombination mit homöopathischen Mitteln ein Aufblühen. Die Gesamtsituation in Bolivien ist ähnlich schwierig und covidgeprägt. In Sierra Leone läuft das Zusammenarbeiten weiter: Barbara Böttcher hält den Kontakt zu den ehemaligen SchülerInnen, die auch Austausch suchen bei den Fällen, mit denen sie sich überfordert fühlen. Die detaillierte Dokumentation von Fällen und das häufige „improvement“ sind ein Erfolg für das Projekt. Die Importgenehmigung für die homöopathischen Mittel ist immer noch nicht erreicht – ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die Mehrheit der laufenden HOG-Projekte zieht. In Sierra Leone läuft ein neuer Antrag beim Gesundheitsministerium. Elisabeth von Wedel gab einen Einblick in die Anprojektierung in Ruanda. Der Online-Einführungskurses im März 2021 brachte einige Aufschlüsse: Die technische Übertragung vor Ort war problematisch, auch die kleine Kursgebühr stellte eine Barriere dar. Die Mehrheit der TeilnehmerInnen versprachen sich von der Ausbildung schnelle Boni – und einen Karriereschub. Das inhaltlich größte Interesse zeigten HeilerInnen und ÄrztInnen. Nächste Schritt könnte eine Ausbildung in Akutbehandlung für diese beiden Gruppen sein. Dieser Kurs sollte nicht nur online stattfinden, sondern auch in Präsenzveranstaltungen durch die HOG-Projektgruppe vor Ort. Denn die persönliche Anbindung ist wichtig: Online stellen die TeilnehmerInnen zum Beispiel kaum Fragen. Die Gesundheitsbehörden in Ruanda wünschen sich, dass die Homöopathie ÄrztInnen vorbehalten bleibt. Diese Einschränkung hätte allerdings den Vorteil, der Homöopathie schnell ein höheres Ansehen zu verschaffen. Aller Anfang ist auch in Ruanda ermüdend: Offizielle Anfragen laufen ins Leere, die politische und traditionelle Ebene torpedieren sich. Das Vorankommen in Afrika ist für HOG wie so oft schwer. Auch die Anprojektierung Lesbos erweist sich als ausgesprochen komplex: Für unsere Arbeit im Flüchtlingslager „Moria 2.0“ brauchen wir zunächst die offizielle Zustimmung der griechischen Behörden. Martina Günther und Sabine Rossen berichteten von möglichen Optionen, zum Beispiel einem Kooperationsvertrag mit einer vor Ort zertifizierten NGO. Zu diesem Thema wurden auf einer privaten Reise im November 2021 in Griechenland Informationen bei einem Fachanwalt zusammengetragen. Eine Klärung steht noch aus. Die extrem schwierige Situation der Geflüchteten im Lager und ihr Bedarf an Behandlung und Zuwendung sind nach wie vor eine sehr große Motivation für alle Projektbeteiligten. Für das Inlandsprojekt „Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland“ mit HiA zog Maria Möller nach fünf erfolgreichen Jahren Bilanz: Wie lässt sich die Motivation aller Beteiligten weiter aufrecht halten? Bundesweit sind die Bedingungen für die BehandlerInnen sehr unterschiedlich. Es gibt Organisationsbedarf im Projekt und auch lokal: An jedem Ort braucht es zumindest einen gut in die Flüchtlingshilfe integrierten Projektmitarbeiter. Denn der Bedarf ist riesig: Traumata zum Beispiel, die zunächst akut behandelt wurden, treten erst jetzt stärker hervor.
Schon im Dezember 2021 stand fest, dass auch die HOG-Mitgliederversammlung im Frühjahr 2022 coronabedingt online stattfinden wird. Wir freuen uns, dass die Möglichkeit angenommen wird – und freuen uns auf die nächste Zoom-Konferenz!
Susanne Erwig