• Homöopathen ohne Grenzen
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Unser Partner feiert Geburtstag: 25 Jahre „Homöopathie in Aktion“ (HiA)

„Homöopathie? Würde ich gern mal versuchen, aber kann ich mir leider nicht leisten“ Dass das nicht so sein muss, ist ein Anliegen der humanitären Initiative „Homöopathie in Aktion“ (HiA). Sie setzt sich dafür ein, dass sich auch Menschen in finanziellen Notlagen oder mit geringem Einkommen homöopathisch behandeln lassen können. Gemeinsam mit HOG hat HiA 2015 das Flüchtlingsprojekt „Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland begründet. Regina Mössner, Initiatorin und Leiterin von HiA, setzt sich seit 1996 für eine gerechte Homöopathie ein. Das 25-jährige HiA-Jubiläum in diesem Jahr ist auch ihr „Dienstjubiläum“. In einem Interview blicken wir mit ihr zurück – und nach vorn.

HOG: Herzlichen Glückwunsch! 25 Jahre Engagement – und sie wirken kein bisschen müde. Was motiviert Sie für die Arbeit von HiA?

Regina Mössner: Es gab immer mal wieder Phasen, die schwierig waren. Nur zwei Beispiele: Mal war es mühsam, Spenden zu akquirieren, mal geriet ich mit Praxis, Unterricht und Familie in Zeitnot. Aber da sind auch die vielen Momente, die mich einfach glücklich machen. Die große Dankbarkeit vieler PatientInnen hat uns immer wieder die Energie zum Weitermachen gegeben. Wenn ich mir vorstelle, dass all die PatientInnen ihre Behandlung nicht bekommen hätten, würden viele Menschen nicht da stehen, wo sie heute sind – einschließlich deren Kinder und PartnerInnen. Viele PatientInnen haben in ein gutes Leben und zum Teil sogar in ein Arbeitsleben zurückfinden können. Aus unseren Anfängen im Münchner Raum ist eine deutschlandweite Initiative mit mehr als 200 HomöopathInnen geworden, die mit Empathie und dieser solidarischen Lebenseinstellung ihre Arbeit auch denen zur Verfügung stellen, die es sich sonst nicht leisten könnten. Durch sie und die vielen SpenderInnen konnte unser Ziel „Homöopathie für alle“ realisiert und bis heute am Leben gehalten werden. Das ist ein Grund zur Freude.

HOG: Ein bundesweites Projekt – und eine One-Woman-Show?

Regina Mössner: Aber nein! Es gab zwar Zeiten, in denen es schon so war, aber ich hatte immer wieder Unterstützung. Um nur einige zu nennen: Die ehemaligen StudentInnen der Akademie in Gauting oder Rosemarie Stadler als wunderbare Kollegin über viele Jahre oder jetzt vier tolle Frauen, die eine große Bereicherung an meiner Seite sind. Ihnen allen bin ich sehr dankbar!

HOG: Zu HiA gehören derzeit mehr als 200 homöopathisch arbeitende HeilpraktikerInnen und ÄrztInnen in ganz Deutschland. Wie finden Sie Ihre MitstreiterInnen – und gibt es genug „Nachwuchs“?

Regina Mössner: Es sind ganz unterschiedliche Wege, auf denen die KollegInnen zu uns finden. Anfangs konnte ich viele über meine persönlichen Kontakte gewinnen. Dann haben wir Informationen über diverse Verteiler verschickt – und erfreulicherweise haben sich auch immer wieder StudentInnen der Akademie in Gauting entschieden, bei HiA mitzuarbeiten. Da habe ich ja 16 Jahre lang unterrichtet – mit Begeisterung! (lacht) Zwischenzeitlich wurden es auch mal weniger Neuanmeldungen, in der letzten Zeit haben sich allerdings wieder mehr angemeldet. Ich freue mich über alle, die Lust haben, sich bei uns zu engagieren!

HOG: Welche Voraussetzungen müssen neue KollegInnen mitbringen?

Regina Mössner: Natürlich ist es uns wichtig, dass unsere HiA-KollegInnen möglichst viel Praxiserfahrung mitbringen. Deshalb müssen sie erst einmal mindestens drei Jahre eine eigene Praxis haben, beim Flüchtlingsprojekt sind es sogar fünf Jahre. Aber wir schauen auch immer, dass sie zumindest anfangs eine Supervision nehmen können, denn die Menschen, die zu HiA in Behandlung kommen, haben oft problematische Lebensläufe hinter sich und entsprechend schwierige Pathologien. Das braucht Erfahrung in der Patientenführung und natürlich gutes homöopathisches Wissen. Es geht mir sehr darum, dass die HiA-KollegInnen wirklich klassische Homöopathie praktizieren, sich fortbilden und überhaupt für die Homöopathie brennen. Da ich mit allen ein ausführliches Bewerbungsgespräch führe, kommen die verschiedenen persönlichen Motivationen zum Mitmachen zur Sprache, was mich immer berührt. Sie verpflichten sich ja, Menschen, die Hartz IV beziehen, für nur eine geringe Selbstbeteiligung zu behandeln bzw. Kriegsgeflüchtete oder unbegleitete minderjährige Geflüchtete ganz kostenlos. Da muss man schon eine Menge inneres Engagement mitbringen.

HOG: Seit 2015 kooperieren HOG und HiA – und das Projekt „Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland“ läuft erfolgreich. Was sind die Vorteile dieser Kooperation?

Regina Mössner: Für mich sind die Vorteile riesig: Wir bündeln Ressourcen und können so dieses große Projekt gemeinsam stemmen. Die Arbeit und damit auch das Risiko werden auf zwei „Schultern“ verteilt. Eine ganz besondere Erfahrung war auch die Zusammenarbeit der einzelnen KollegInnen vor Ort: Weil es viel mehr MitstreiterInnen waren als durch HiA alleine, konnten an mehreren Orten Gruppen gebildet werden, die gemeinsam Kontakte zu Unterkünften suchten und dort eine tolle Zusammenarbeit entwickelten.

HOG: Ein Blick zurück: Jede Kooperation bedeutet zumindest auch die Aufgabe eines Teils der Selbständigkeit. Ist Ihnen das damals schwergefallen?

Regina Mössner: Überhaupt nicht. Als HOG uns damals angefragt hatte, war ich sofort begeistert! Und ich bin Elisabeth von Wedel und ihrem Vorstandsteam so dankbar, dass sie damals wegen der vielen hier gestrandeten Geflüchteten den Entschluss gefasst hatten, ein Projekt im Inland zu machen und das mit HiA zusammen zu tun. Wir haben jeweils gleich bei den HiA- bzw. den HOG-KollegInnen gefragt, wer mitmachen möchte, und dann viel Energie darauf verwendet, die KollegInnen lokal zu vernetzen und sie durch die Organisation von Fortbildungen zur Traumathematik und durch Erarbeitung von rechtlichen Handreichungen zu unterstützen. So sind sehr gute Gruppen entstanden, die gemeinsam Unterkünfte kontaktierten, dort Behandlungsplätze bekamen und Informationen auslegten, die wir in bis zu elf Sprachen übersetzen ließen. Das alles ist ganz besonders auch Rosemarie Kaiser zu verdanken, die damals als Projektleiterin mit einem unglaublichen Einsatz zusammen mit Christa Ehrlich und mir die Strukturen erarbeitete, die dies alles ermöglichten. Die Behandlungen selbst liefen in vieler Hinsicht ganz anders ab, als wir das als HomöopathInnen in unseren Praxen gewohnt waren: provisorische Behandlungsräume, Anamnesen mit ÜbersetzerInnen – und dies noch unter Zeitdruck – und sehr oft zu zweit, angeregt durch die Hamburger KollegInnen um Claudia Fröhlich. Eine KollegIn führt das Gespräch, die andere beobachtet und repertorisiert nebenher. Das hat große Vorteile: schnellere Mittelfindung – gerade bei vollen Wartezimmern – und Lernen vom Know-how der anderen und dadurch wichtiger Wissenstransfer. So profitieren von dieser Kooperation beide PartnerInnen und von den meisten haben wir positive bis begeisterte Rückmeldungen bekommen über diese neue Erfahrung. Zudem konnten auf diese Weise in den Anfangsjahren die große Anzahl an PatientInnen schneller bewältigt werden.

HOG: Die Situation der Flüchtlinge hat sich in Deutschland verändert. Wie hat sich das ausgewirkt auf Ihre Arbeit? Und wie können Sie in Corona-Zeiten weitermachen?

Regina Mössner: Es hat sich tatsächlich viel dadurch verändert. Durch die politischen Maßnahmen können viel weniger Geflüchtete von uns behandelt werden. Humanitär ist es eine Katastrophe, wenn man an die verheerenden Zustände in Griechenland und anderen Lagern denkt, denen wir unsere Hilfe nicht anbieten können, weil man die Geflüchteten dort wegsperrt. Diese Zustände hat unsere Projektleiterin, Maria Möller, mit eigenen Augen gesehen, die als Ärztin inzwischen schon mehrmals in mehrwöchigen Aufenthalten auf Lesbos Flüchtlinge behandelt hat und ihnen verschiedenste Unterstützung geben konnte.

Die Geflüchteten, die jetzt hier sind, bleiben meist länger in einer Unterkunft und werden nicht so schnell weiter- oder abgeschoben. Das hat den Vorteil, dass ausführlichere Anamnesen und auch Folgebehandlungen gemacht werden können, während vorher die reinen Akutbehandlungen im Vordergrund standen. Doch die KollegInnen sind nach wie vor bereit wieder einzusteigen, und viele haben zum Ausdruck gebracht, dass diese Behandlungen auch für sie selbst eine Bereicherung sind.

HOG: Sie haben für Ihre Arbeit drei Wünsche frei. Bitteschön!
Regina Mössner: Für Homöopathie in Aktion wünsche ich mir neue engagierte KollegInnen – und dass die Menschen zu uns finden, die homöopathische Hilfe brauchen. Für unser Gesundheitssystem wünsche ich mir, dass es irgendwann selbstverständlich wird, dass jeder Mensch homöopathische Behandlung bekommen kann. Und für die Homöopathie wünsche ich mir, dass unsere Gesellschaft sich geistig öffnet für Dinge, die nicht innerhalb der engen Grenzen des mechanistischen Weltbildes liegen. Es wäre so spannend, mal diesen Vorhang beiseite zu schieben und in diesem unbekannten, wahrscheinlich riesigen Raum zu forschen – da würde ich gerne mitmachen! (lacht)

Eine kleine zusätzliche Bitte hätte ich doch noch: Ich möchte allen danken, die HiA und damit auch das Flüchtlingsprojekt in irgendeiner Form unterstützt haben! Den KollegInnen, den SpenderInnen, denenigen, die immer wieder im HiA-Team mitgemacht haben, dabei ganz besonders Rosemarie Stadler, die jahrelang intensiv für Organisatorisches und Inhaltliches an meiner Seite stand. Für das Flüchtlingsprojekt Rosemarie Kaiser und Christa Ehrlich von HOG sowie meinem derzeitigen tollen Münchner Team Jutta Fritton, Martina Huber, Caren Lesser und Meike Wiltschnik – und den vielen, die ich hier nicht genannt habe! Sehr glücklich bin ich, dass Maria Möller die Flüchtlingsprojektleitung übernommen hat. Es ist super, mit ihr zusammenzuarbeiten – Danke, Maria!

HOG: Nach diesem so umfassenden Dankeschön möchten auch wir Ihnen sehr herzlich für Ihren großen Einsatz danken – und den tatkräftigen Optimismus, den Sie ausstrahlen. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch und alles, alles Gute für HiA und für Sie persönlich.

 

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