Einblick Bolivien November 2018
Unsere kleine Gruppe ausgebildeter Homöopathinnen und Homöpathen in Bolivien trifft sich weiterhin regelmäßig in La Paz und finanziert gemeinsam den zentral gelegenen Praxisraum, in dem auch der Computer mit dem spanischen Repertorium, die Bücher und die Medikamente aufbewahrt werden. Manche kommen nur ab und zu, andere benutzen den Raum regelmäßig.
In unserer letzten Skypekonferenz im September hat Graciela A. Mamani Rojas den Fall eines zwölfjährigen Kindes aus den indigenen Communidades aus dem Hochland um La Paz eingebracht, das wegen Geldmangel der Eltern zu spät ins Krankenhaus eingewiesen wurde – Blinddarmdurchbruch mit darauffolgender Bauchfellentzündung. Wir begleiten es gemeinsam mit unseren Kollegen in La Paz. Ein Problem bleibt die mangelnde Versorgung in den Krankenhäusern – ganz besonders, wenn sie kostspielig ist. Den Ärztinnen und Ärzten fehlen die finanziellen Mittel. Sie müssen zum Beispiel häufig zu früh die künstliche Ernährung von Patientinnen und Patienten beenden, da diese einfach zu teuer ist.
Alfredo Duran Madeno hat bei einem Besuch in St. Cruz Tierärztinnen und Tierärzte kennengelernt, die in einer Station zur Behandlung von Wildtieren arbeiten. Dort hat er akute Behandlung mit Homöopathie unterrichtet und wegen des akuten Medikamentenmangels je zwei Kügelchen in Alkohol aufgelöst und dort gelassen. Die Ärztinnen und Ärzte haben ihre Tiere mit großem Erfolg behandelt und wollen weiterhin unterrichtet werden. German Luna Condori hat in einer Fernsehsendung wieder die Gelegenheit gehabt, über die Homöopathie zu berichten. Olga R. Gonzalves Duran hat mehrere Kinder im Kindergarten für behinderte Kinder, in dem sie als Pädagogin tätig ist, behandelt und erste Erfolge. Demetrio Quispe Ramos behandelt gerade zwei Frauen nach Operationen und begleitet sie beim Heilungsprozess. Consuelo E. Torrico Alaiza betreut die Gruppe und lädt zu den Sitzungen ein. Die Homöopathinnen und Homöpathen können nicht von ihren Behandlungen leben, aber sie lernen Fälle in der Gruppe zu beraten und die Mittel zu diskutieren. Dazu sind auch unsere Skypekonferenzen sehr hilfreich.
Wir haben vor allem die Aufgabe, unsere Unterstützung und Aufmerksamkeit zu leisten, die gewählten Mittel zu prüfen sowie bei Behandlungsblockaden unterstützend einzugreifen. Wir haben auf deutscher Seite die homöopathische Ärztin Christine Gabelmann für die regelmäßige Mitarbeit bei den Skypesitzungen begeistern können. Sie arbeitet vorwiegend miasmatisch und steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Ein Problem in La Paz ist nach wie vor der Nachschub an Arzneimitteln, seltene Mittel sind dort nicht erhältlich und die Polychreste werden schnell verbraucht. Wir würden uns über Mittelspenden für unsere Praxis sehr freuen.
Im nächsten Jahr wollen wir wieder eine Reise nach La Paz unternehmen, in der wir Supervision anbieten, Gruppenprozesse begleiten und versuchen, das nach wie vor mangelnde Selbstbewusstsein der Einzelnen aufzubauen. Leider wirken immer noch die Mechanismen der jahrhundertelangen Entmündigung und Unterdrückung nach. Dazu kommt die ungleiche Verteilung der Güter und Einkommen. Auch hier besteht nach wie vor Heilungs- und Handlungsbedarf.
Anja Kraus