Einblick Ecuador Dezember 2022

Hurra, endlich sind wir wieder in Ecuador! Nach der langen Unterbrechung (die letzte Reise war im Frühling 2019) wussten wir nicht genau, was uns vor Ort erwartet. Alle Bedenken bezüglich Corona lösten sich vor Ort in Luft auf, die Einreisebeschränkungen wurden kurz vor unserer Reise aufgehoben.

Auf einer renaturierten Finca dürfen wir unseren Kurs halten. Wir haben einen kompletten Neuanfang gemacht und den sehr interessierten TeilnehmerInnen einen Intensivkurs angeboten, der alles Bisherige übertroffen hat. Thema waren „Grippemittel“, also homöopathische Mittel, die bei grippalen Infekten und Erkältungen als erste Hilfe angewendet werden können. Wir unterrichten nicht nur einzelne Symptome und Differentialdiagnosen, sondern spielen selbsterstelltes Memory und führen fiktive Patientengespräche. Bei der theatralischen Darstellung der Mittelsymptome wird so viel gelacht, dass die Köchin kommt, um zu schauen, was hier los ist. Durch ihr umfangreiches Heilpflanzenwissen können die TeilnehmerInnen die Heilweise der Homöopathie als natürlich annehmen.

In den „Comunidades“ im Wald wird das Pflanzenwissen nur noch wenig an die nächste Generation weitergegeben. Es gibt immer weniger Schamanen, die bei Krankheiten helfen können. Medizinische Hilfe ist nur schwer zugänglich, im Notfall können PatientInnen ins Krankenhaus ausgeflogen werden. Daher sind die TeilnehmerInnen sehr dankbar für eine komplementäre Heilweise, mit der sie sich selbst helfen können. Wenn sie in der Stadt leben, sind frische Heilpflanzen nur schwer zugänglich. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit kann man keine Pflanzen trocknen. Auch hier ist die „Homöopathische Erste Hilfe“ eine willkommene Ergänzung bei der medizinischen Versorgung.

ECU 2022 11 Fatima Anatomie

Wir unterrichten Indigene jeglicher „Nacionalidad“ (indigene Völker), die ganz oder teilweise im Regenwald leben und den Spagat zwischen einer ursprünglichen Lebensweise in einer „Comunidad“ im Wald und dem modernen Leben in der Stadt schaffen. Die kleine Stadt Puyo ist ein Schmelztiegel vieler „Nacionalidades“ am Rande des Regenwaldes, die für viele Indigene per Kanu oder Flugzeug relativ gut erreichbar ist. In unserem Kurs sind diesmal Kichwa, Schuar und Shiwiar vertreten, außerdem gibt es in der Provinz Pastaza noch Waorani, Andoa, Zapara und Achuar.

Bei Indigenen wird das traditionelle Wissen nur innerhalb der Familie an die nächste Generation weitergegeben, es gibt keinen Austausch. Jede Familie, jedes Dorf, jede „Nacionalidad“ wendet den riesigen Schatz an Heilpflanzen, die der Regenwald bietet, auf unterschiedliche Weise an. In unserem „Intercambio“ (Austausch über Heilpflanzen) teilen die TeilnehmerInnen ihr umfangreiches Wissen über Heilpflanzen selbstverständlich mit allen Anwesenden. Der Ausflug in den Medizinpflanzengarten der Finca ist ein Selbstläufer. Diese Erfahrung des Voneinanderlernens ist ein großes Geschenk für alle.

Für uns ist es eine besondere Anerkennung, dass die TeilnehmerInnen eine traditionelle Guayusatee-Zeremonie und Tabakreinigung vor dem Morgengrauen mit uns zelebriert haben. Es werden die Lieder ihrer Ahnen gesungen, Träume erzählt und interpretiert, viel über die Traditionen ihrer Vorfahren gesprochen.

Nach der Unterrichtswoche haben wir eine Kichwa-Comunidad besucht und mit einer Familie zwei Tage auf einer Finca verbracht, wo wir tiefe Einblicke in die Lebensweise und Kultur erlangen durften. Wir freuen uns, dass dieser wertvolle Austausch mit den Indigenen weitergeht. Das Miteinander auf Augenhöhe ist für uns alle eine große Bereicherung!

Adriena Stelzig und Nicola Lehmkühler


 

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