Einblick Ecuador Januar 2021

Corona hat die Welt fest im Griff, an Unterrichtsreisen nach Ecuador ist nicht zu denken. Daher halten wir per Zoom den Kontakt zu unseren SchülerInnen. Auch in Ecuador ist Corona omnipräsent. In den Städten waren die Infektionsraten sehr hoch, viele Menschen mussten ins Krankenhaus und sind verstorben. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Auch in den Dörfern im Wald ist Corona angekommen, da wieder viele Reisen zwischen Wald und Stadt stattfinden. Es haben sich komplette Familien angesteckt. Ähnlich wie in Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Symptome, leichte und schwere Verläufe, auch sehr langwierige Erkrankungen und Langzeitfolgen.

Ecuador Homöopathen ohne GrenzenSandra lebt eigentlich im Wald. Dort hat sie kein Internet. Damit ihre Töchter am Online-Unterricht ihrer Schule teilnehmen können, ist sie häufig in Shell, einer kleinen Stadt bei Puyo. Auch die Töchter und Cousinen, die gerade in der kleinen Wohnung zu Besuch sind, winken fröhlich in die Kamera und freuen sich dabei zu sein. Wie im echten Unterricht wird viel gegiggelt und gelacht.

In Shell befindet sich der Regenwald-Flughafen; von hier kann man in kleinen Flugzeugen in den Wald fliegen. Wenn sie in den Wald zurückkommt, wird Sandra allerdings kritisch als mögliche Infektionsquelle beäugt.

„Meine ganze Familie war krank, teilweise zwei Mal, mit trockenem Husten, Fieber, Durchfall und Erbrechen. Wir erholen uns einfach nicht von der Krankheit, Gelenkschmerzen seit zwei Monaten. Wir haben uns mit unserer traditionellen Medizin geholfen, mit dem, was im Wald oder am Haus wächst. Die meisten können sich Vitamine aus der Apotheke nicht leisten. Aber in der Stadt sterben noch mehr Menschen daran als im Wald.“

Das Leben im Wald ist wirtschaftlich noch schwieriger geworden. Bisher konnte die Haushaltskasse durch den Verkauf von Urwaldprodukten auf speziellen Märkten in Puyo aufgebessert werden, das ist im Moment nicht Ecuador Homöopathen ohne Grenzenmöglich. 2020 war ein extrem schwieriges Jahr.

An die homöopathischen Mittel aus dem Unterricht kann sie sich noch gut erinnern, Bryonia hat sie viel bei Husten benutzt. Ihre Mittelröhrchen hat sie natürlich sofort parat, viele Mittel sind aufgebraucht oder – unser größtes Problem im Regenwald – feucht und verklebt. Wir bieten an, die Herstellung von „Stockbottles“ zu wiederholen. Durch das Verschütteln in Alkohol ist sie nicht auf Mittelnachschub angewiesen und auch die Feuchtigkeit ist nicht mehr relevant.

Außerdem wünscht sich Sandra für den Online-Kurs einen „Intercambio“, den sehr bewährten Austausch über traditionelle Heilpflanzen des Regenwaldes. Diesmal möchte sie mit den anderen TeilnehmerInnen über die Pflanzen sprechen, die sie während der Pandemie benutzt haben. Sie geht davon aus, dass viele unterschiedliche Pflanzen und Anwendungsweisen zum Einsatz gekommen sind. Alle sollen von diesem Austausch über ihr wertvolles Pflanzenwissen profitieren.

Ecuador Homöopathen ohne GrenzenUnsere Schülerin Alminda versprüht immer noch ihre Energie, ihr Lachen, ihren Optimismus – eine echte Naturgewalt, auch per Zoom. Ihre Freundin Kuri ist auch bei der Videokonferenz dabei. Ihr Kichwa-Name bedeutet „corazon de oro“, Herz aus Gold – sie hat der Familie mit ihren Heilkräutermischungen beigestanden, als Corona sie erwischt hat. Wie es bei den Kichwa üblich ist, hat sie den fertigen Tee zu den Erkrankten gebracht; die Rezeptur bleibt streng geheim.

Alminda war 14 Tage krank, Stimmverlust, Kopfschmerzen, Geruchsverlust, eine Fiebernacht. Ihr Mann war einen ganzen Monat lang krank, acht Tage lag er mit sehr hohem Fieber, Husten, Schmerzen, Durchfall, Appetit- und Geruchsverlust im Bett. Der Corona-Test war erwartungsgemäß positiv. Die 13jährige Tochter hat sich trotz der beengten Wohnverhältnisse nicht angesteckt. Auch sie ist im Home-Schooling.

Die kleine Stadt Santa Clara liegt am Rande des Regenwaldes und ist von Puyo mit dem Bus zu erreichen. Wirtschaftlich ist das Dorf genau wie das ganze Land in einer fürchterlichen Krise. Alle kleinen Händler sind am Boden, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Infektionszahlen sind „bastante“, sehr hoch. Alminda kann in ihrem „Chacra“, ihrem Gemüsegarten in den Bergen, genug anbauen, um die kleine Familie zu ernähren und noch einige Produkte zu verkaufen. Auch Heilkräuter baut sie dort an und verkauft sie – wir freuen uns schon auf den „Intercambio“ vor Ort! Sie wird uns ihren „Chacra“ zeigen.Ecuador Homöopathen ohne Grenzen

Bis dahin werden wir online homöopathische Erste Hilfe bei Husten, Fieber, Erkältung, Durchfall unterrichten. Hoffentlich schaffen es möglichst viele TeilnehmerInnen, zum vereinbarten Termin online dabei zu sein.
Nicola Lehmkühler
 

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