Einblick Oktober 2019 | „Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland“ mit HiA

Um die regionalen Aktivitäten der im Flüchtlingsprojekt aktiven HomöopathInnen übersichtlich darstellen zu können, wird derzeit eine interaktive Karte mit dem Kartendienst Umap Openstreetmap erstellt (noch im Aufbau). Eingebunden beispielsweise auf der Homepage von HOG oder HiA soll diese Übersichtskarte dazu beitragen, die aktiven Mitglieder des Flüchtlingsprojektes und die regionalen „Therapiezellen“ zu markieren. Auf diese Weise können interessierte KollegInnen sowie in der Flüchtlingsarbeit engagierte Menschen erfahren, wo sich die für sie nächstgelegene aktive Gruppe des Flüchtlingsprojektes befindet und mit einem Klick Kontaktdaten erfahren. Damit unsere Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird!

Im Frühsommer 2019 war unsere Projektleiterin Dr. Maria Möller für sechs Wochen auf Lesbos, hier ihr Einblick in die dortige Flüchtlingssituation:

„Von Ende Mai bis Anfang Juli war ich in diesem Jahr zu einem medizinischen Einsatz auf Lesbos. Die griechische Insel liegt nur ca. 15 km vom türkischen Festland entfernt. Durch den Türkei-Deal sollen die Flüchtlinge abgehalten werden, in die EU zu kommen. Trotzdem kommen täglich Boote an, im Mai ca. 70 Menschen täglich, inzwischen sind es bis zu 400 Neuankömmlinge täglich. Bis zum Abschluss des Asylverfahrens – es dauert viele Monate oder sogar Jahre – werden die Flüchtlinge auf Lesbos festgehalten. Über 12.000 Menschen leben inzwischen im Lager Moria, das ursprünglich für maximal 2.000 Menschen vorgesehen war. Die Menschen kommen überwiegend aus Afghanistan und Afrika, speziell Kongo.

Das Lager aus Zelten und Containern ist komplett überfüllt, es herrschen grauenhafte hygienische Bedingungen. Gewalt ist an der Tagesordnung: Angriffe, Kämpfe, Feuer, sexuelle Übergriffe, Totschlag, Selbstmord(versuche)... Ein unmenschliches und würdeloses Leben. Im Lager selbst dürfen nur griechische Ärzte behandeln. Ich arbeite außerhalb in einer schlichten Holzhütte mit im Zentrum „One Happy Family“, wo sich die Geflüchteten etwas ablenken können. Wir haben mehr Zeit als die Ärzte im Lager, deshalb bekommen wir viele psychiatrische Patienten. Es sind unvorstellbare Grausamkeiten, die die Menschen erlebt haben, insbesondere die Flüchtlinge aus dem Kongo. Frauen wie Männer sind mehrfach vergewaltigt, gefoltert und misshandelt worden. Viele leiden unter massivsten Beeinträchtigungen, Halluzinationen, schwerste Panikattacken, Atemnot, Schlaflosigkeit, Bettnässen und vieles mehr. Und es gibt im Umkreis fast keine Psychiater oder Psychologen. Alle aus dem Flüchtlingsprojekt in Deutschland kennen schreckliche Geschichten aus den Erzählungen der Patienten, aber was ich dort erlebt habe, hat das noch bei weitem übertroffen. Vieles kann ich jetzt auch in meiner Arbeit hier besser verstehen. Dort erahnen sie gar nicht, welche weiteren Hürden noch auf sie zukommen.

Durch intensive Gespräche mit traumatherapeutischem Grundwissen konnte ich viel erreichen, homöopathische Mittel habe ich unterstützend eingesetzt. Die Menschen waren so unendlich dankbar, etwas Sinn im Leben wiederzuentdecken. Ganz unprofessionell haben wir sie nach Hause und zu unseren Freizeitaktivitäten mitgenommen, Mobilnummern ausgetauscht. So empfand ich die Arbeit auch überaus erfüllend. Und ich werde im November noch einmal hinfliegen.“

Jeannette Höllscher-Schenke und Dr. Maria Möller

 

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