Einblick Februar 2022 | Hamburg: Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine
In Hamburg gab es schon mehrere Jahre lang ein Projekt in Harburg, wo wir eine homöopathische Praxis für Geflüchtete in einem Treffpunkt betrieben. Mehrere Ehrenamtliche arbeiteten dort einen Abend pro Woche – und das mit großer Kontinuität. Dort war ich einmal zum Weihnachtsessen eingeladen und sehr beeindruckt von diesem Projekt. Während der Corona-Zeit musste die Praxis aufgegeben werden.
Inzwischen gibt es neue Herausforderungen: Durch Freunde bei der UN hörte ich schon früh von den Gräueltaten, die in der Ukraine passierten. Es erinnerte mich zu sehr an die Geschichten aus Bosnien. Da ich nun seit 19 Jahren für HOG in Sarajevo tätig bin, wusste ich, dass es Zeit war, hier ein neues Projekt ins Leben zu rufen. Durch die Vermittlung einer buddhistischen Hilfsorganisation „Live to Love e.V.“ bekam ich Kontakte zu verschiedenen Unterkünften und ukrainischen Organisationen hier in Hamburg.
Nach sehr vielen Vorgesprächen ergab sich die Möglichkeit, in einem ehemaligen Hotel in der Hamburger City zu praktizieren. Dort leben knapp 800 Geflüchtete. Die Organisatoren dort haben es geschafft, eine sehr gute und friedliche Atmosphäre zu kreieren. Es wird viel für die Menschen und die unzähligen Kinder und Jugendlichen getan und die Mitarbeiter sind alle sehr freundlich. Wir wurden dort gut empfangen, nachdem ich die Qualifikationen von HOG vorgestellt hatte. Auch die Ärzte und Krankenpfleger waren froh, da wir wirklich viel Erfahrung mit der Behandlung von Traumata haben. Dann habe ich einige Kollegen kontaktiert und sehr schnell ergab sich eine Gruppe von derzeit acht Kollegen. Wir arbeiten immer zu zweit im Team und dazu kommen die ukrainischen ÜbersetzerInnen. Diese wundern sich über unsere vielen und genauen Fragen an die Patienten. Aber auch ihnen erklären wir, warum ein Patient ein bestimmtes Mittel bekommt.
Unser Angebot wurde sofort gut angenommen. Wir kommen zweimal pro Woche für drei Stunden. Für eine Anamnese rechnen wir mit 45 Minuten, was auch gut funktioniert. Die Tür steht offen und es ist ein offenes Miteinander: Es kommen viele Kinder und Jugendliche, Mütter, Omas und Opas. Am Rand berichten viele von Nächten mit Bombardierungen, langen Aufenthalten in Schutzräumen und den Anstrengungen der Flucht. Richtig thematisieren will das noch keiner. Familie ist immer ein großes Thema und dass es den Kindern gut gehen soll. Inzwischen kommen schon die ersten Rückmeldungen von Patienten, die sehr erfreulich sind.
Über einzelne Fälle werden wir später berichten, dafür ist es noch zu frisch. Ich möchte meinen KollegInnen Mut machen, auch in die Unterkünfte zu gehen und sich vorzustellen. Gerade im Team zu arbeiten, macht einfach Freude und es gibt ja auch noch den Austausch über das HOG-Projekt „Homöopathie für geflüchtete Menschen in Deutschland“ (in Zusammenarbeit mit HiA) unter der Leitung von Dr. Maria Möller. Im Moment haben wir zwei Projekte in Hamburg, eines, das eher privat in der Praxis arbeitet, und ein drittes ist in der Anprojektierung, wo es auch um behinderte Kinder geht. Dazu kam noch eine Arzneimittelspende der Hamburger Leonardo Apotheke, was sehr hilfreich ist für unsere gut bestückte Apotheke.
Ralf Almasto Burmeister