Einblick Kenia Januar 2021
Eigentlich hatte sich in Lamu / Kenia alles gut eingespielt: Seit wir Anfang 2019 zuletzt dort gewesen sind, übernimmt unsere kenianische Homöopathin Chari – wie auch schon die beiden Jahre vorher – den Unterricht in „homeopathic first aid“. Dazu verbringt sie ca. drei Mal jährlich je vier Wochen in Lamu, um die mittlerweile fünf verschiedenen Gruppen auf der Insel Lamu und dem Festland zu unterrichten und zu supervidieren. In den Gruppen lernen Hebammen, HealthworkerInnen, Krankenschwestern und auch interessierte Laien die Anwendung von homöopathischen Mitteln für akute Beschwerden, da die medizinische Versorgung in der ganzen Gegend sehr schlecht ist.
Dass die StudentInnen über lange Zeit und engagiert bei der Sache sind, wird für uns in den dokumentierten Supervisionen sichtbar, die Chari uns monatlich schickt. Um den Lernerfolg zu vertiefen, sprechen die Behandelnden sich in den meisten Fällen vor der Mittelgabe noch mit Chari ab – und dies sichert auch die Qualität der Verschreibungen! Für die Supervisionen und die Aufenthalte zum Unterrichten bekommt Chari von HOG eine Aufwandsentschädigung. Durch ihre Arbeit kommen wir unserem Ziel, das Projekt in kenianische Hände zu geben, immer näher.
Seit Kenia von der Corona-Krise betroffen und im Lockdown ist, werden auch dort die Zeiten schwerer: für unser Projekt heißt dies, dass unsere Lehrerin Chari nicht reisen und auf Lamu unterrichten darf, da Reisen und Versammlungen jeder Art verboten sind. Dennoch findet weiterhin reger Kontakt mit uns via Email und WhatsApp statt und mit den kenianischen StudentInnen per Handy, das auch in den entlegensten Dörfern jeder hat! So bekommen wir Monat für Monat rund 40 Falldokumentationen, z.T. mit Folgeverschreibungen, von Beschwerden, die die StudentInnen mit Unterstützung ihrer Lehrerin behandeln.
Zwei kleine Fälle sollen einen kleinen Einblick in die praktische Arbeit geben:
Fall 1 | Frau, 33 Jahre, Vergiftung durch verdorbene Nahrung (BehandlerInnen Hebamme und Healthworker)
Die Patientin hatte Frittiertes gegessen, das schon 2 Tage alt war. Seit 2 Tagen brennende Magenschmerzen, Krämpfe, Erbrechen und Durchfall. Bauch berührungsempfindlich. Die Patientin ist unruhig, durch anhaltendes Erbrechen und die Durchfälle sehr geschwächt und sehr empfindlich auf den Geruch von Speisen. Ruhe tut ihr gut, Kaltes verträgt sie gar nicht. Die Patientin bekommt das Mittel Arsenicum album C 30 – in einer wässrigen Auflösung mehrmals täglich zu nehmen, bis die Beschwerden sich bessern.
Fall 2 | Junge, 15 Jahre, Schmerzen in der Hand nach einem Sturz (Behandler Community Health Worker)
Der Junge war vor zwei Tagen von einem Baum gestürzt und hatte sich dabei stark die Hand geprellt. Die Hand fühlt sich lahm an und Muskeln sowie Gelenke schmerzen wie zerschlagen. Seine tägliche Arbeit kann er dadurch nicht verrichten. Die Hand ist extrem berührungsempfindlich, leichtes Strecken der Finger tut gut. Der Junge bekommt Arnica C 30, mehrmals täglich in Schlucken aus einer Auflösung zu nehmen. Absetzen, wenn die Beschwerden deutlich besser sind.
In Afrika können selbst kleine Beschwerden zu großen Problemen führen: Bei Verlust der Arbeitskraft fällt der notwendige Verdienst aus, anhaltender Durchfall kann zur ernsthaften Bedrohung werden. In all diesen Fällen zu lesen, wie sich mittlerweile dort in Kenia doch viele Menschen selbst und anderen helfen können, erfüllt uns mit Freude und Zuversicht, dass sich die Homöopathie in Kenia weiterverbreiten wird!
Birgit Atzl