Einblick Sierra Leone November 2024

Abdul Sierra Leone

Nach zwei Jahren Zwangspause aufgrund politischer Unruhen und Krankheit sind wir im November 2024 endlich wieder in Sierra Leone. Der Empfang vor Ort ist überwältigend und rührt uns zutiefst. Die Menschen haben uns sehnlichst erwartet, und wir sind von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird, beeindruckt.

Kursstruktur und gemeinsames Lernen

Im Rahmen des Kurses treffen wir auf drei verschiedene Gruppen von Schüler_innen:

  • Die ersten Teilnehmenden sind unsere ehemaligen Absolvent_innen, die nun als Graduates ihren Abschluss gemacht haben.
  • Die zweite Gruppe besteht aus Teilnehmenden, die über Zoom von einer kenianischen Absolventin ausgebildet wurden, jedoch ohne formellen Abschluss.
  • Die dritte Gruppe setzt sich aus neuen Schüler_innen zusammen.

Alle Schüler_innen wohnen auf dem Klinikgelände, wodurch die neuen Teilnehmenden bereits vor Beginn des Kurses von den Graduates unterwiesen werden konnten. Diese gegenseitige Unterstützung ermöglicht ihnen einen großartigen Einstieg in den Unterricht und es ist beeindruckend, wie schnell sie zu einer starken Gemeinschaft zusammengewachsen sind.

Die Graduates unterstützen uns beim Unterrichten und lernen dabei wichtige didaktische Methoden. Vormittags wiederholen wir mit allen Teilnehmenden die grundlegenden Konzepte der Homöopathie sowie die bisher unterrichteten Mittel zu den Themen „First Aid“, „Fieber“ und „Durchfall“.

Praktische Behandlung und Zusammenarbeit

Nachmittags in der Lehrpraxis behandeln wir ab 13 Uhr in zwei Teams gemeinsam mit den Schüler_innen durchschnittlich 25 Patienten, die bereits seit 7 Uhr morgens geduldig vor der Klinik warten. Die Unterstützung der Schüler_innen ist unverzichtbar: Sie erstellen die Anamnese in den lokalen Sprachen und übersetzen sie ins Englische. Gemeinsam stellen wir die richtigen Fragen und finden das passende Mittel. Dabei können auch wir von ihrem Wissen über die hiesigen Krankheiten und deren Symptome lernen.

Ein besonderes Projekt: „NGOILA Women in Agriculture“

Eine unserer Online-Schülerinnen, Kadiatu, ist gleichzeitig Projektkoordinatorin der „NGOILA Women in Agriculture“, einer Kooperative, die Frauen in der Landwirtschaft in zehn Chiefdoms unterstützt. Aufgrund großer Armut, weiter Entfernungen und fehlender Transportmöglichkeiten ist eine medizinische Versorgung der Familien bislang nicht möglich. Kadiatu sieht in der Homöopathie eine praktikable und effektive Möglichkeit zur Selbsthilfe. Nachdem wir den Vorstand der Kooperative in Makeni kennengelernt haben, fahren wir auf abenteuerlichen Pisten zu den Farmen der Frauen. In einem der Dörfer werden wir herzlich von Vertreterinnen der 45 Gruppen empfangen. Besonders beeindruckt haben uns die „Banken“ der Frauen: Metallboxen, die dreifach abgeschlossen werden können und in denen das Geld sicher aufbewahrt und als Kredit vergeben werden kann. Zum Öffnen der Box müssen vier Frauen anwesend sein – eine bringt die Box, drei haben jeweils einen Schlüssel. Eine geniale und sehr durchdachte Idee.

Abdul Sierra LeoneAbschluss des Einsatzes in Woreyeama

Für einen letzten anstrengenden Behandlungstag fahren wir nach Woreyeama, wo unser Kooperationspartner EAFA gerade eine „Secondary School“ baut. Mitten auf dem Dorfplatz, umgeben von lautstarken Frauen, streitenden Männern, schreienden Kindern, meckernden Ziegen und rauchenden Feuern, behandeln wir in der brütenden Hitze zusammen mit unseren Schüler_innen 58 Patienten mit sehr unterschiedlichen Beschwerden. Ein besonders bewegender Moment war die Begegnung mit einer jungen Mutter, die mit ihrem zehn Tage alten Sohn zu uns kam. Das Baby war schwer krank, aber die Mutter kümmerte sich sehr verantwortungsvoll um das Kind und folgte den hygienischen Empfehlungen so gut wie möglich.

Dankbarkeit und unvergessliche Erlebnisse

Wir sind sehr dankbar für die herzliche Aufnahme und das Miteinander in Sierra Leone – es war eine unvergessliche Erfahrung. Nie haben wir uns unsicher gefühlt, obwohl die Bedingungen nicht immer einfach waren. Die Strapazen der Reise haben wir gerne auf uns genommen, da wir wissen, dass unsere Arbeit vor Ort einen echten Unterschied macht.

Karina Rabe & Nicola Lehmkühler


 

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