„Homöopathieausbildung ist nie fertig!“

Unsere Mitgliederumfrage Ende 2022 hatte ein klares Ergebnis: HOG „live und in Farbe“ ist durch nichts zu ersetzen. Zu wichtig ist der persönliche Austausch, nicht zuletzt für neue Mitglieder. Beim Präsenz-Mitgliedertreffen am 21. und 22. April 2023 in Frankfurt / Main nutzten wir die Gelegenheit, endlich wieder einmal direkt ins Gespräch zu kommen. Noch nie zuvor hatten wir uns so zentral getroffen: Das Treffen fand rund um den Frankfurter Hauptbahnhof statt. Der Streik der Deutschen Bahn verzögerte den Beginn, aber nach und nach trudelten die Teilnehmer_innen ein. Der Freitag gehörte dem lockeren Information- und Erfahrungsaustausch und einem gemeinsamen Abendessen. Am Samstag gab es genug zu berichten: Die Projekte haben wieder Fahrt aufgenommen und die Projektleiter_innen berichteten von der Arbeit in Ecuador, Sierra Leone, Bolivien, Kenia und dem Flüchtlingsprojekt in Deutschland. Dazu kam eine intensive Diskussion zu HOG-internen Themen und die zukünftige Entwicklung.

Das Projekt „Homöopathie für geflüchtete Menschen in Deutschland“ in Augsburg läuft weiterhin gut, ist vernetzt und etabliert. Das Kernteam um Dr. Maria Möller besteht aus drei weiteren Personen. Für das Flüchtlingsprojekt in Hamburg ist Almasto Burmeister nach der Schließung des Hotels, in dem bisher gearbeitet wurde, auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Alle waren sich einig: HOG als Verein im Hintergrund ist wichtig, um überhaupt im Bereich Flüchtlingshilfe tätig werden zu können. Als Einzelpersonen ohne Organisation im Hintergrund werde man meist nicht ernst genommen.

Nach der ersten Reise läuft im Ecuador-Projekt die Diskussion, wie das Projekt weitergeführt werden soll. Fehlende Kontinuität bei den Schüler_innen, die  offene Frage der Nachhaltigkeit und die Reisekosten auf der einen Seite stehen dem Positiven gegenüber: Die Homöopathie wird in die jeweiligen Kommunen getragen und angewendet. Projektziel muss die Schaffung einer Plattform des interkulturellen Austausches innerhalb der Kommunen des Regenwaldes sein. Denn derzeit sieht jede/r sein Wissen als persönlichen Besitz an und gibt außer an Familie und Freunde nichts davon weiter. Marion Böhm und Adriena Stelzig berichten, dass nur wenn HOG vor Ort ist, alle zusammen an einem Tisch sitzen und miteinander sprechen. Positiv: Es gibt zwei neue InteressentInnen für die Mitarbeit im Projekt, Gespräche und Kontaktaufnahme laufen.

Im Sierra Leone-Projekt fehlen reisewillige Mitarbeiter_innen, damit ein neuer Kurs begonnen werden kann. Daraus ergibt sich eine Frage: Sollen wir die Strukturen der Projekte aufbrechen und Personen integrieren, die reisen wollen, sich aber keiner festen Gruppe anschließen möchten? Bislang ist das keine gängige Praxis bei HOG, denn erfahrungsgemäß bleibt viel begleitende Arbeit an der Projektgruppe hängen. Wie in den anderen Projekten gilt es zu diskutieren, Projektstrukturen aufzuheben und möglicherweise einen „Dozent_innen-Pool“ einzurichten. Weiter gilt es zu überlegen: Können wir die Online-Ausbildung sinnvoll nutzen? Was bringt sie, was bleibt bei den Schüler_innen hängen – und wie können wir unsere Einsätze in Sierra Leone weiter reduzieren und die Autonomie der Schüler_innen weiter stärken? Es bleibt spannend.

Das Kenia-Projekt ist auf der Zielgeraden. Chari betreut vor Ort weiterhin die vier Gruppen im Umkreis von Lamu, die homöopathisch arbeiten. Es sollten weitere gut ausgebildete Homöopath_innen in den Kreis der Unterrichtenden einbezogen werden. Das Format soll weiter ausgebaut und für mehr englischsprachige Personen geöffnet werden. Chari plant, sich nach der Ausbildung zur Nurse selbstständig zu machen. Damit entstünde ein Ankerpunkt für die homöopathische Ausbildung. Die gegenseitige Abhängigkeit von Chari und HOG muss allerdings im Auge behalten werden, findet Janina Huppertz. Besser wäre es, die Online-Ausbildung auf weitere Schultern zu verteilen.

Die Projektreise nach Bolivien hat sich sehr positiv auf die Gruppendynamik vor Ort ausgewirkt. Differenzen konnten ausgeräumt werden. Für die Praxisarbeit wurde ein neuer Raum gefunden mit einem homöopathischen Medikamentendepot, auf das alle Schüler_innen zugreifen können. Anja Kraus sieht auch Potenzial für weitere Ausbildungen. Aus ehemaligen Schüler_innen hat sich ein Team gebildet, das homöopathisch arbeitet, zum Teil auch in Kombination mit weiteren therapeutischen Angeboten. Aber auch im Bolivien-Projekt fehlen Reisewillige, die Gruppe ist sehr klein geworden. Im Gespräch ist der Aufbau einer ähnlichen „Lehrstruktur“ wie in Kenia, in der die ehemaligen Schüler_innen bei der Supervision oder Ausbildung zu Therapeut_innen finanziell über eine gewisse Zeit unterstützt werden.

Im Juni stehen bei HOG die Vorstandswahlen an. Mit Ursel Lessmann, Doris Abeler und Barbara Böttcher legen gleich drei langjährige Vorstandsfrauen ihre Ämter nieder. HOG benötigt zwei neue Personen, die sich im Vorstand engagieren wollen. Offiziell braucht es einen Vorsitzenden, eine/n zweiten Vorsitzende/n und die Vertretung der Projektleiter_innen. Doris Abelers Arbeit im Bereich Finanzen kann auch von einem Nicht-Homöopathen übernommen werden, wobei Zahlenaffinität und erste Erfahrungen in der Buchhaltung wünschenswert wären. Kerstin Stephan hat die Vertretung der Projektleiter_innen im Vorstand von Barbara Böttcher bereits übernommen. Sie hat das Mitgliedertreffen genutzt, um die HOG-Strukturen zu verstehen und mehr über die Projekte und die Vorstandsarbeit und -verantwortlichkeiten zu erfahren.

Auch in der Hamburger Geschäftsstelle stehen Veränderungen an: Alexander Zimmermann verlässt HOG aus gesundheitlichen Gründen und an seine Stelle tritt ab 15. Mai Madleen Bittner. Sie ist Homöopathin und HOG bereits über das Flüchtlingsprojekt in Hamburg verbunden. Grundsätzlich arbeitet der Vorstand weiter daran, Abläufe zu vereinheitlichen. So werden zum Beispiel die Mitgliederlisten aktualisiert und das Handbuch überarbeitet und neugestaltet. Auch die Kommunikation kommt auf den Prüfstand: So sollen zum Beispiel der Newsletter besser beworben werden und die Mitgliederwerbung unterstützt werden. Denn HOG braucht neue und jüngeren Mitglieder. Das Frühjahrstreffen in Präsenz soll fortgeführt werden. Die alljährliche Mitgliederversammlung wird zukünftig mit dem Online-Herbsttreffen fusionieren und als Zoom stattfinden.

Susanne Erwig / Ellen Hemeke / Karina Rabe

 HOG Mitgliedertreffen April 2023 Frankfurt/Main   HOG Mitgliedertreffen April 2023 Frankfurt/Main

 

 

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