Einblick Ruanda Februar 2024

Das anprojektierte Projekt in Ruanda wurde zum Jahresende 2023 beendet. Im Oktober 2018 starteten wir hoffnungsvoll unter nach damaligem Kenntnisstand ausgezeichneten Grundvoraussetzungen. Es gab engagierte Menschen vor Ort, die sich für die Entwicklung der Homöopathie als Ergänzung zur Gesundheitsversorgung in Ruanda einsetzten. Es gelang uns, Kontakte auf Regierungsebene zu knüpfen, um für uns und unser Handeln von Beginn an eine legale Grundlage zu schaffen. Dies war uns in Ruanda ein besonders wichtiges Anliegen. Zwar hatten wir es hier formal mit einer recht stabilen Demokratie zu tun und mit einem Präsidenten, der für sein Land Bemerkenswertes auf den Weg gebracht hatte. Auf der anderen Seite waren wir uns doch der Zeichen eines totalitären Staates mit eingeschränkter Pressefreiheit und der Verfolgung politisch Andersdenkender stets bewusst.

Gespräche mit VertreterInnen des Gesundheitsministeriums ergaben zu dieser Zeit, dass sich Ruanda gesetzlich in einer Wandlungsphase befand: das Ziel dabei war, komplementäre Heilverfahren sowie traditionelle Medizin in die Gesundheitsversorgung mit einzuflechten. Es entstanden widersprüchliche Aussagen über die mögliche Einordnung der Homöopathie. Das Gesundheitsministerium beabsichtigte, die Homöopathie bei den ÄrztInnen auf akademischer Ebene zu etablieren. Dies wäre eine Entscheidung gewesen, die wir sehr begrüßt hätten, aber im Rahmen von HOG nicht hätten realisieren können. Der Verband der traditionell Heilkundigen hatte gleichzeitig großes Interesse an einer homöopathischen Ausbildung für seine Mitglieder, was sicherlich zu einer Aufwertung des Berufsstandes im Land geführt hätte. Auch diese Möglichkeit hätten wir sehr begrüßt und diesen Wunsch gern erfüllt. Hier entstanden jedoch zwei wesentliche Hindernisse: die Gruppe der traditionell Heilkundigen war sehr heterogen bezüglich der Grundbildung, variierend von AnalphabetInnen bis zu AkademikerInnen. Als viel größeres Hindernis für uns erwies sich jedoch die Tatsache, dass die politischen Mühlen deutlich schwerfälliger und langsamer liefen als erwartet. Wie wir es auch in anderen Projekten schon oft erlebt haben, wechselten über die Zeit, die ins Land ging, die Zuständigkeiten: wo vorher ein Amt von einer interessierten kooperativen Persönlichkeit bekleidet war, erlebten wir bei der nachfolgenden AmtsinhaberIn Schulterzucken und wenig Engagement. Diese Umstände und dazu die weltweite Pandemie, die für lange Zeit das Reisen und somit wichtige Kontaktpflege verhinderte, brachte das Projekt in große Schwierigkeiten.

Um die Zeit zu überbrücken, starteten wir mit dem Angebot eines Online-Einführungskurses. Theoretisch rühmt sich Ruanda für ein flächendeckend leistungsfähiges Internet, was sich in Realität leider nicht bestätigte. So waren wir anhaltend mit technischen und organisatorischen Problemen konfrontiert: das Commitment seitens der SchülerInnen ließ sehr zu wünschen übrig, oftmals waren sie schlecht vorbereitet und die Arbeit scheiterte an der Technik und / oder am Engagement. In der Reflektion ist diese Entwicklung ist für uns sehr verständlich und gut nachvollziehbar: Projekte bei HOG verdanken ihren Erfolg dem kontinuierlichen, sehr persönlichen Herzensengagement aller am Projekt mitarbeitenden Personen – sowohl im Projektnehmer- als auch im Projektgeberland. Grundvoraussetzungen für eine gelungene Projektarbeit unter widrigen Umständen sind persönliche Kontakte und Verbindungen, die durch gemeinsame Erlebnisse gespeist werden und sich durch immer wiederkehrende unmittelbare Begegnungen tragfähig entwickeln. Es war uns leider in diesem Projekt nicht vergönnt, diese rechtzeitig zu etablieren. 

Die Entscheidung über den Projektabbruch traf die Projektleitung in enger Abstimmung mit dem HOG-Vorstand. Wir sind überzeugt, dass wir die Erkenntnisse über das Scheitern des Ruanda-Projekts für zukünftige Projektentwicklungen, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, nutzen können.


Elisabeth von Wedel

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