• Homöopathen ohne Grenzen
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Einblick Bolivien April 2018 - Die kleine Praxis in La Paz läuft erfolgreich

Seit mehr als acht Jahren bilden wir Homöopathen in Bolivien aus und betreuen sie weiter. Diese Gruppe war die erste, die mit dem Curriculum von HOG unterrichtet wurde. Inzwischen betreiben die Homöopathen gemeinsam in La Paz eine kleine Praxis. Regelmäßig tauschen sie sich untereinander aus. Im Februar 2018 erhielten sie die neuen Zertifikate von HOG. Das war natürlich Anlass zu einer kleinen Feier. Dabei entstand auch ein neues Praxisschild mit der Aufschrift „Consultorio | Medicinas Alternativas | Naturales Homeopaticas“.

Traudl Snajdr

Einblick Bolivien November 2018

Unsere kleine Gruppe ausgebildeter Homöopathinnen und Homöpathen in Bolivien trifft sich weiterhin regelmäßig in La Paz und finanziert gemeinsam den zentral gelegenen Praxisraum, in dem auch der Computer mit dem spanischen Repertorium, die Bücher und die Medikamente aufbewahrt werden. Manche kommen nur ab und zu, andere benutzen den Raum regelmäßig.

In unserer letzten Skypekonferenz im September hat Graciela A. Mamani Rojas den Fall eines zwölfjährigen Kindes aus den indigenen Communidades aus dem Hochland um La Paz eingebracht, das wegen Geldmangel der Eltern zu spät ins Krankenhaus eingewiesen wurde – Blinddarmdurchbruch mit darauffolgender Bauchfellentzündung. Wir begleiten es gemeinsam mit unseren Kollegen in La Paz. Ein Problem bleibt die mangelnde Versorgung in den Krankenhäusern – ganz besonders, wenn sie kostspielig ist. Den Ärztinnen und Ärzten fehlen die finanziellen Mittel. Sie müssen zum Beispiel häufig zu früh die künstliche Ernährung von Patientinnen und Patienten beenden, da diese einfach zu teuer ist.

Alfredo Duran Madeno hat bei einem Besuch in St. Cruz Tierärztinnen und Tierärzte kennengelernt, die in einer Station zur Behandlung von Wildtieren arbeiten. Dort hat er akute Behandlung mit Homöopathie unterrichtet und wegen des akuten Medikamentenmangels je zwei Kügelchen in Alkohol aufgelöst und dort gelassen. Die Ärztinnen und Ärzte haben ihre Tiere mit großem Erfolg behandelt und wollen weiterhin unterrichtet werden. German Luna Condori hat in einer Fernsehsendung wieder die Gelegenheit gehabt, über die Homöopathie zu berichten. Olga R. Gonzalves Duran hat mehrere Kinder im Kindergarten für behinderte Kinder, in dem sie als Pädagogin tätig ist, behandelt und erste Erfolge. Demetrio Quispe Ramos behandelt gerade zwei Frauen nach Operationen und begleitet sie beim Heilungsprozess. Consuelo E. Torrico Alaiza betreut die Gruppe und lädt zu den Sitzungen ein. Die Homöopathinnen und Homöpathen können nicht von ihren Behandlungen leben, aber sie lernen Fälle in der Gruppe zu beraten und die Mittel zu diskutieren. Dazu sind auch unsere Skypekonferenzen sehr hilfreich.

Wir haben vor allem die Aufgabe, unsere Unterstützung und Aufmerksamkeit zu leisten, die gewählten Mittel zu prüfen sowie bei Behandlungsblockaden unterstützend einzugreifen. Wir haben auf deutscher Seite die homöopathische Ärztin Christine Gabelmann für die regelmäßige Mitarbeit bei den Skypesitzungen begeistern können. Sie arbeitet vorwiegend miasmatisch und steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Ein Problem in La Paz ist nach wie vor der Nachschub an Arzneimitteln, seltene Mittel sind dort nicht erhältlich und die Polychreste werden schnell verbraucht. Wir würden uns über Mittelspenden für unsere Praxis sehr freuen.

Im nächsten Jahr wollen wir wieder eine Reise nach La Paz unternehmen, in der wir Supervision anbieten, Gruppenprozesse begleiten und versuchen, das nach wie vor mangelnde Selbstbewusstsein der Einzelnen aufzubauen. Leider wirken immer noch die Mechanismen der jahrhundertelangen Entmündigung und Unterdrückung nach. Dazu kommt die ungleiche Verteilung der Güter und Einkommen. Auch hier besteht nach wie vor Heilungs- und Handlungsbedarf.

Anja Kraus

Einblick Bolivien April 2019

Nach wie vor betreibt eine kleine Gruppe ausgebildeter HomöopathInnen unsere Praxis im Zentrum von La Paz und arbeitet als „AMA – Associacion medicina alternativa“ zusammen. Eine unserer ausgebildeten HomöopathInnen ist die landesweite Sprecherin der TLGB (TransLesbianGayBi) – Menschen im Alter. Programme für diese Bevölkerungsgruppen wie auch Programme für Frauen und Indigene werden durch die Regierung besonders gefördert, da deren Benachteiligung auf die Kolonisation zurückzuführen ist. Man versucht, die tiefgreifenden Schäden mit Antikolonisationsprogammen in Schulen und Universitäten einzudämmen.

So ist auch ein Projekt entstanden, für TLGB im Alter eine kleine Siedlung in Mallasa, einem Vorort im Südwesten von La Paz zu bauen, da diese Menschen häufig von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind und üblicherweise von ihren Familien im Alter nicht befürsorgt werden. In diesem Rahmen soll auch eine kleine Gesundheitsstation entstehen, in der unsere HomöopathInnen arbeiten können. Bereits jetzt werden bei unserem Kooperationspartner Enlace homöopathische Behandlungen für TLGB angeboten.

Durch regelmäßige Skype-Sitzungen halten wir den Kontakt zu unserer KollegInnengruppe in La Paz. Momentan macht das Praxisteam eine gemeinsame Massageausbildung, um auch auf körpertherapeutischer Ebene unterstützen zu können.

Der Fortbildungschwerpunkt unserer nächsten Reise wird die Vertiefung traumasensibler Begleitung gewaltbetroffener PatientInnen, Selbstfürsorge der TherapeutInnen sowie die Versorgung alter Menschen sein.

Anja Kraus

Einblick Bolivien September 2019

Kurz vor meiner Projektreise erreichten uns die schlimmen Nachrichten: unkontrollierbare Brände im Regenwald, viele Verletzte. Wir sammelten Verbandmaterial, Brandsalbe, gebrauchte Feuerwehrschuhe, Handschuhe und homöopathische Mittel für die erste Hilfe bei Verbrennungen. Gleich nach meiner Ankunft hatten wir in unserer kleinen Praxis die erste Versammlung mit fünf ehemaligen SchülerInnen. Gemeinsam packten wir die Feuerwehrstiefel und die Verbandmaterialien zusammen. Bis auf die homöopathischen Mittel haben wir alles zur Universität UMSA in La Paz gebracht, wo die Spenden für die Einsatzkräfte im Amazonas koordiniert werden. Unter der Koordination des Militärs versuchen die HelferInnen zum Teil ohne Schuhe oder Handschuhe, die Feuer zu löschen. Drei HelferInnen erwarteten uns in der Uni. Sie waren hocherfreut und haben gleich Fotos für die Presse gemacht. Etwas zurückhaltend haben wir erwähnt, dass wir auch Spenden von homöopathischen Mitteln hätten, deren Verwendung aber erklärt werden müsse. Die Koordinatorin hatte bereits von der Homöopathie gehört und versprach alles in die Wege zu leiten, damit wir die HelferInnen vor Ort abends unterrichten können. Und das alles gleich am ersten Tag der Reise… Darüber bin ich sehr froh! In den nächsten Tagen treffen wir uns mit der Projektgruppe, um den Unterricht vorzubereiten und die Arzneimittel zu verteilen. 


Anja Kraus

Einblick Bolivien Oktober 2019

Vor meiner Abreise nach Bolivien bekomme ich einen Hilferuf von freiwilligen Helfern, die im Amazonas ohne feuerfeste Schuhe und ohne Wasser versuchen, die außer Kontrolle geratenen Brände zu löschen. Innerhalb von einer Woche hat unsere Projektgruppe zwei Koffer mit feuerfesten Schuhen bei der freiwilligen Feuerwehr gesammelt, die ich mit nach Bolivien nehme. Anfang September starte ich und komme gut in La Paz an. Roxana holt mich am Flughafen ab und erzählt, dass sie an der Uni eine Spendensammlung für die Feuerwehrleute machen. Mit Alfredo, Henry, Coco und Olga brechen wir auf, um die Spenden zur Sammelstelle an der Uni zu bringen. Dort werden wir herzlich empfangen. Mit den Fotos der Stiefel in einer Reihe wird gleich ein Pressebild gemacht und wir werden eingeladen, „Erste Hilfe mit Homöopathie für die freiwilligen HelferInnen“ zu unterrichten. Beim letzten Einsatz ist ein junger Mann ums Leben gekommen und wir werden eingeladen, an der Trauerfeier teilzunehmen.

Die Homöopathie verbreiten helfen: In einer Gemeinde in der Nähe von La Paz in Inkahuara könnte unsere Gruppe ein Homöopathie-Projekt starten. Die Gemeinde verfügt über ein großes Gemeindezentrum, in dem geeignete Unterrichtsräume wären. Alfredo hat als ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für traditionelle Medizin und Schamane wie immer guten Kontakt zu den Behörden, die sein Projekt befürworten. Wir hätten die Möglichkeit, aus verschiedenen Gemeinden in und um dem Regierungsbezirk Caranavi die Sanitätsbeauftragten auszubilden. Wir fahren am Wochenende nach Inkahuara und lernen die Autoritäten des Dorfes auf einem Gemeindefest kennen. Ideen, die sich dann entwickelt haben, sind: Das Curriculum wird vereinfacht auf eine Ebene, die der Denkweise und dem Ausbildungsstand der Indigenen entgegenkommt. Dazu käme die Vermittlung von traditionell in Bolivien angewendeter Phytotherapie. Die ehemaligen Schüler würden den Unterricht abhalten. Wir würden die Arbeit dort unterstützen durch Training von Trainees. Lehrende wären unsere ehemaligen SchülerInnen. Ich habe außer dem Unterricht in Geriatrie einige „warming up“-Übungen für die Verbesserung von Unterrichtsarbeit mitgebracht und wir lockern uns in der Praxis mit lustigen Partnerübungen. Hier gibt es wenig Körperarbeit und viele Menschen haben Beschwerden durch Bewegungsmangel.

Wir unterrichten ein paar Tage später 10 Personen der freiwilligen StudentInnenbrigaden, die mit großem Interesse an unserem Workshop teilnehmen. Die TeilnehmerInnen sind begeistert, dass sie Mittel zur Verfügung hat, die wenig Platz wegnehmen und für viele Personen zweckdienlich sind. Eine Woche darauf haben sie den nächsten Einsatz im Amazonas und wollen uns über ihre Erfahrungen mit den kleinen Hausapotheken berichten. Wir werden zu zwei Fernsehinterviews und einer Radiosendung eingeladen. Alle Interviews sind sehr wohlwollend und geben Gelegenheit, die Wirkungsweise der Homöopathie zu erklären und zu unserer Veranstaltung einzuladen.

An einem anderen Tag bin ich im Hotel Camino Real eingeladen, wo eine Pressekonferenz stattfindet. UNO, katholische Kirche und LGBTI Bolivien sprechen über die Situation alt gewordener Menschen mit differenter sexueller Orientierung. Consuelo Torrico, die Sekretärin einer NGO und unseres Homöopathie-Projektes, hat die letzten Wochen nur für diese Konferenz gearbeitet. Kritik wird vor allem an den Ministerien geübt, die drei Jahre lang Wohnungen für die älteren LGBTI versprochen hatten. Consuelo hatte sich erhofft, dort als Homöopathin im dort geplanten Gesundheitszentrum zu arbeiten. Nach einem Wechsel im Ministerium sind diese Pläne wieder verworfen worden. Ziemlich typisch für Bolivien.

Am letzten Wochenende meines Aufenthaltes findet die seit drei Wochen vorbereitete Veranstaltung zu Homöopathie und traditionelle Medizin im Hotel Torino statt. Ich beginne mit dem Thema „Homöopathie als Medizin der Zukunft“, bei dem die Homöopathie in ein ökologisches Konzept eingebettet wird, wie die Menschheit auf diesem Planeten zukunftsorientiert wandeln kann und welchen Anteil Heilung und sanfte Medizin dabei haben könnten. Inzwischen ist die Besucherzahl von 15 auf 40 angestiegen. Alfredo hält einen Philosophievortrag über die Gemeinsamkeiten der Homöopathie und der traditionellen Medizin. Olga betont die Vorteile der Homöopathie in der Behandlung von Kindern, vor allem von behinderten Kindern, die mit dem Schlucken von Medizin häufig Probleme haben und die die süß schmeckenden Kügelchen lieben und ohne Gegenwehr einnehmen. Henry referiert über das Leben Hahnemanns, Roxana beschreibt zwei Fälle von Angststörungen, die sie mit Aconitum und Ignatia behandelt und geheilt hat.

Danach können die ZuhörerInnen ihre Fragen stellen. Die Fragenrunde ist spannend. Ich bin auf Kritik vorbereitet: Denn inzwischen erscheinen auch in Bolivien, wenn man Homöopathie googelt, zuerst die Skeptiker auf dem Bildschirm. Wir haben mit dem Publikum lange Gespräche über die Zweifel an der Wissenschaftlichkeit, über geheilte Fälle und der Vorteile interdisziplinärer Behandlungen wie in Indien. Wir haben einige Ärzte und Biologen von der Uni im Publikum und sie wollen genaue Antworten, die wir auch geben können und das Publikum lauscht gebannt. Nach einem letzten Abend mit der Gruppe nimmt auch diese Reise ihr Ende. In meinem Herzen bleibt ein Leuchten, denn die Veranstaltung und der Kontakt mit der Gruppe haben wie am Schnürchen geklappt. Ich werde alles vermissen!

Anja Kraus

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