• Homöopathen ohne Grenzen
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Einblick Sierra Leone Februar 2020

Nachdem wir am 16. Februar 2020 in Freetown, Sierra Leone gelandet sind, steht direkt ein Treffen mit dem Redeemers Board auf dem Zeitplan. Das Redeemers Board ist ein Verein mit acht Mitgliedern, unter ihnen Dr. Wilson, der seinerzeit eine homöopathische Ausbildung in Makeni durch uns absolviert hat. Eine kleine Klinik und eine Schule für Krankenpflege wird vom Redeemers Board betrieben. Nun soll eine homöopathische Ausbildung durch HOG integriert werden. Wir überlegen zusammen, wie wir dies bewerkstelligen können.

Weiter geht es in die Klinik in Rorinka, wo schon elf der ausgebildeten SchülerInnen, die Krankenschwester der Klinik und eine Kollegin der Nachbarklinik auf eine Fortsetzung des homöopathischen Unterrichtes warten. Vormittags wird wie immer unterrichtet und nachmittags behandeln die SchülerInnen unter Supervision die vor der Lehrpraxis wartenden PatientInnen eigenständig.

Vor den weltweiten Einschränkungen durch Covid 19 verlassen wir Sierra Leone – in der Hoffnung, bei unserer nächsten Reise, wann immer die sein wird, alle MitarbeiterInnen, Freunde und SchülerInnen gesund wiederzutreffen.

Susanne Erwig

Einblick Sierra Leone Januar 2021

Abdul Sierra Leone„Hello mummy how are u doing and the family“, schreibt Abdul. Er ist unser Healthworker in Rorinka. Nach seiner dreijährigen Homöopathie-Ausbildung durch HOG hat er eine ausgezeichnete Prüfung abgelegt und leitet seitdem die homöopathische Sprechstunde in der lokalen Krankenstation. „Mummy“ Barbara Böttcher, die Projektleiterin Sierra Leone, steht ihm dabei mit fachlichem Rat zur Seite, beide kommunizieren auf Englisch über WhatsApp.

Abduls aktuelle Frage: Seine Patientin Mary, die er bislang mit Belladonna behandelt hat, klagt weiter über stechenden Kopfschmerz, ihre Pupillen sind geweitet und glänzend. Bei Sonnenaufgang ist ihre Sehkraft stärker eingeschränkt, sie hat Schmerzen. Die Augen sind immer mehr gerötet und tränen. Was tun? Abdul denkt über die Verordnung von Euphrasia nach und will sich bei seiner Ausbilderin rückversichern. Und: Der kleine Dienstweg „Rorinka-Konstanz“ funktioniert. Abdul und Barbara sind sich einig – und der Erfolg gibt ihnen recht. Marys Zustand verbessert sich rasch.

Ein zweiter Patient klagt über starke Magenschmerzen und Blähungen nach einer Mahlzeit. Nach der Einnahme von Carbo vegetabilis C30 ist er diese Symptome los, aber seine Füße sind stark angeschwollen. Dazu kommt eine ganze Reihe an Symptomen: Kopfschmerzen, Krämpfe in den Gliedmaßen, Magengrummeln, Rückenschmerzen, Sodbrennen und eine Blasenentzündung. Barbara bestätigt Abduls Behandlungsvorschlag mit Nux vomica, rät aber zur Folgeverordnung von China Sulfur. Abdul folgt ihrer Empfehlung – und das Ergebnis ist erfreulich. Dem Patienten geht es wieder gut.

„congratulation to u our result have been coming good“: Die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit macht diesen informellen Austausch per WhatsApp so erfolgreich und gibt Abdul zusätzliche Sicherheit in seinen Verordnungen. In der von unserem Kooperationspartner EAFA erbauten Station arbeitet er einvernehmlich mit einem Krankenpfleger, der schulmedizinisch behandeln darf. Diese Zusammenarbeit klappt großartig und sollte viel häufiger gelingen. Wir werden den jungen Homöopathen Abdul auch in Corona-Zeiten weiter intensiv begleiten und freuen uns, dass er dieses Engagement sehr zu schätzen weiß: „I thank u very much for getting your attention and I wish u all the best."

Susanne Erwig

Einblick Sierra Leone Dezember 2022

Abdul Sierra Leone

Der Start in Freetown nach meiner Ankunft im Dezember 2022 verläuft holprig: Mein Koffer ist verschollen und ich kann nicht sofort mit der Arbeit vor Ort beginnen. Auch die erhoffte Arzneimittelgenehmigung beim Pharmacy Bord kommt trotz guter Vorbereitung nicht zustande, weil der zuständige Mitarbeiter verreist ist. That’s Africa! Zum Glück gibt es in dieser Situation Mrs. Marah, die Köchin im Hostel: Sie versorgt mich mit kulinarischen Leckereien wie Kochbananen, Reisbällchen, Süßkartoffeln mit Zwiebelsoße – und hält mich bei Laune, bis der Koffer endlich eintrifft. Am Tag drauf geht es bei strömendem Regen nach Rorinka, in nullkommanix stehen die wunderbar geteerten Straßen unter Wasser. Rorinka selbst präsentiert sich aufgeräumt, das Gelände ist bepflanzt mit Mais, Kassava, Papaya, Mangos und Cashew. Der Empfang ist vielversprechend: Die Clinic ist sauber, alle AnsprechpartnerInnen motiviert und offen. Derzeit gibt es weniger PatientInnen, weil eine kleine Gebühr bezahlt werden soll. Dass kürzlich hier in der Gegend eine NGO die Leute umsonst behandelt hat, erschwert die Arbeit. Aber John Conteh, der „Doctor“, wie er hier genannt wird, ist optimistisch, dass die Zahlen wieder steigen. Er bemüht sich um die Erlaubnis, kleine OPs durchführen zu dürfen und könnte dann auch Brüche behandeln. Absolut notwendig hier!

Die PatientInnen in Rorinka warten schon, Homöopathie ist hier sehr gefragt. Ich warte gespannt auf den Montag, wenn der Unterricht beginnt. Parallel dazu arbeite ich an einer Lösung für das Internet in der Praxis. Unsere KollegInnen vom Kenia-Projekt haben für den geplanten Online-Unterricht den Kontakt zu Shari, ihrer Homöopathin vor Ort, hergestellt. Per WhatsApp Video vereinbaren wir, dass wir ab Anfang 2023 gemeinsam ein Lehrprogramm erstellen mit dem Ziel einer interafrikanischen Online-Ausbildung. Das Wochenende nutze ich zum Beispiel für den traditionellen Gang über den Markt mit all seinem Gewimmel und seiner einzigartigen Geräuschkulisse. Die Preise für Nahrungsmittel haben sich mindestens verdoppelt. Schließlich ist der Montag da und die ersten PatientInnen treffen noch vor den SchülerInnen ein. Gemeinsam behandeln wir die PatientInnen, „Doctor John“ sitzt dabei. Immer wieder diskutieren wir den Unterschied zwischen der Homöopathie und der Schulmedizin, hier auch „medical medicine“ oder „English medicine“ genannt. Vor dem Lunch trifft Ibrahim ein und wir reden über die letzten drei Jahre, über den Beruf des community health workers und die Segnungen der Homöopathie. Dann stellen wir zwei Tische auf, an einem behandeln Ibrahim und Abu, am anderen Abie und Musa, „Doctor John“ sitzt dabei und Lamin kommentiert. So macht das Arbeiten Spaß! Die Anamnese ist gemacht und es wird nur noch das Mittel diskutiert. Um 16 Uhr ist Feierabend: 18 Patienten, die trotz des schlechten Wetters die Sprechstunde wahrgenommen haben, wurden behandelt. Auch der Tag drauf läuft sehr erfolgreich, Abdul und Zainab kommen dazu – und auch interessierte neue SchülerInnen schauen vorbei, darunter eine junge Krankenschwesternschülerin, die in dieser Woche gleich hospitiert. Sie könnte in die neue Online-Ausbildung eingebunden werden. Verschiedene SchülerInnen stellen eigene Fälle aus der Praxis vor, die alle sehr gut gelaufen sind. Nach der Diskussion stelle ich Natrium vor, Ibrahim wird am nächsten Tag ein paar Natrium-Fälle präsentieren. 14 Patienten am Nachmittag und in der Abenddämmerung noch ein Patient von Ibrahim, der uns in seiner Funktion als hiesiger Polizeichef sogar Security anbietet!

Die Woche verläuft weiter ausgesprochen positiv: Täglich bis zu 24 PatientInnen, davon einige follow ups mit sehr erfreulichen Ergebnissen wie bei einem Kleinkind mit Fieber oder einer alten Dame mit Gehbeschwerden. Bei der Patientenbehandlung bleiben wir fast ausschließlich innerhalb der unterrichteten Mittel. Die PatientInnen sind zufrieden – und die TherapeutInnen auch. Unser Schüler Musa schreibt erfolgreich seine schriftliche Nachprüfung und besteht auch die praktische Prüfung. Wir besprechen Pulsatilla und Sepia, später noch Sulfur und Abdul und Ibrahim stellen einen eigenen Sulfur-Fall vor. Die Zeit rennt, ich versuche alle AnsprechpartnerInnen vor Ort gemäß ihren Fähigkeiten bestmöglich einzubinden. Es folgt das Abfüllen der Mittel mit den SchülerInnen. Außerdem verteile ich Informationen wie unser Büchlein, in dem die Mittel anschaulich beschrieben werden und das Kenia-Heft. Am Samstag räume ich noch den Schrank in der Clinic auf, mache Inventur und behandle die letzten sieben PatientInnen, die noch angefahren, angelaufen, angehumpelt kommen. Mein Fazit: Unsere SchülerInnen verfügen über gutes Wissen und haben jeweils mindestens zwei Fälle vorgetragen. Ibrahim hat den Chinarindenversuch und Zainab über die AM-Herstellung referiert. Ich denke, wir können stolz auf sie sein. Die Möglichkeiten der Online-Schulung sind vor Ort technisch auf den Weg gebracht.

Mein letzter Abend: Es ist ruhig hier, jedenfalls bis um 5 Uhr der Muezzin ruft. Man kann Fledermäuse und Glühwürmchen beobachten, man hört die Zikaden, Sterne gibts auch reichlich. Und die Temperaturen nachts werden schon richtig angenehm. Es ist eine völlig andere Welt. Auch wenn ich schon öfter hier war, bedeutet es doch jedes Mal eine Riesenumstellung. Und der direkte Kontakt mit der Armut braucht Mitgefühl und Distanz. Da heißt es einen guten Mittelweg für sich zu finden, was auch nicht immer einfach ist. Wie immer verlasse ich Rorinka erschöpft und gleichzeitig dankbar und reich beschenkt – mit Obst und vielen neuen Erfahrungen.

Barbara Böttcher

 

Einblick Sierra Leone April 2019

Ein eigens für die Abschlussfeier aufgestelltes Palmendach, aus dem Nachbardorf angereiste Native Dancers und 16 SchülerInnen in schwarzer Robe und Hut – so feiern wir den Abschluss der Ausbildung in sengender Mittagshitze. Der Platz zwischen der kleinen Klinik und dem Gästehaus ist trocken und staubig. Zu Beginn des offiziellen Teils der Feier mit Reden und Übergabe der Zertifikate hat einer unserer SchülerInnen Hahnemanns Lebenslauf mit großer Leidenschaft auswendig in voller Länge referiert. Wir waren sehr gerührt und beeindruckt!

Zwei Jahre lang haben wir zweimal jährlich in Kursen 16 Health Worker in der homöopathischen Behandlung akuter Erkrankungen unterrichtet. In einer anspruchsvollen Abschlussprüfung, schriftlich und mündlich, haben sie das Gelernte unter Beweis gestellt. Wir waren von den Resultaten begeistert!

Nachmittags nach dem Unterricht haben wir in Teams aus SchülerInnen und je einem Unterrichtenden, PatientInnen aus der Umgebung behandelt. Es zeigt sich immer wieder, wie hilfreich unsere Heilmethode trotz der schwierigen Bedingungen in Sierra Leone ist. Die Anzahl der PatientInnen bringt uns regelmäßig an die Grenzen unserer Kapazität. Aber auch dies ist eine große Anerkennung für die Homöopathie und unsere Arbeit vor Ort.

Barbara Böttcher

Einblick Sierra Leone Dezember 2018

Es ist der 2. Advent, seid knapp 3 Tagen sind wir wieder zurück in Deutschland. Irgendwie brauche ich Zeit, um wieder hier anzukommen und die Kontraste zu verdauen – das nasskalte Wetter im Gegensatz zur 34 °C warmen Luft, das harte Wasser im Gegensatz zum weichen in Makeni, wo nach der Dusche das Eincremen überflüssig war und das bunte fröhliche, offene, laute Durcheinander der Menschen in Sierra Leone, was sich doch sehr vom konsumfokussierten Weihnachtsrummel hier unterscheidet.

Vom 18. November bis zum 5. Dezember 2018 waren Janina Huppertz und ich in Sierra Leone, um in bewährter Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner, dem Verein Sierra Leone Baden Württemberg, die homöopathische Erste-Hilfe-Ausbildung der Health Worker in Rorinka weiterzuführen.

Am Tag nach der Ankunft werden wir schon von fast allen der 15 Schülerinnen und Schülern erwartet. Sie freuen sich auf den 3. Teil ihrer Ausbildung, in welchem Akutmittel bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes vorgestellt werden – nebst gründlicher Wiederholung der bisher unterrichteten Mittel. Die Berichte über ihren bisherigen Einsatz der Arzneimittel klingen ermutigend. Schnell wird klar, dass das Thema der Verlaufseinschätzung und Folgebehandlung genau zum richtigen Zeitpunkt eingebracht wird.

In der nachmittäglichen Lehrpraxis zeigt sich dann, welche der SchülerInnen schon geübter sind in der Fallaufnahme, incl. Erstellen eines schriftlichen Berichtes, und welche noch etwas mehr praktische Erfahrung benötigen. Fast alle haben es geschafft, über 10 Unterrichtsstunden am „practical training“ teilzunehemen – über die Lerneffekte haben jeweils einige der Nachmittagsstudenten am nächsten Morgen im Unterricht berichtet.

Der Fleiß und die Kompetenz unserer Schülerin Elisabeth waren sehr überzeugend. Sie kümmert sich als Krankenschwester rund um die Uhr um die clinic in Rorinka und die jeweiligen Patientinnen und Patienten. Ein emergency-case und ein Gangrän erforderten zusätzlich die chirurgischen Fähigkeiten unseres ehemaligen Schülers Mohamed Lamin, der glücklicherweise in der Nähe wohnt und nach Möglichkeit am Unterricht teilgenommen hat, um sein homöopathisches Wissen aufzufrischen. Seine Naht mit den 12 Stichen unter nicht ausschließlich sterilen Bedingungen und der anschließende (komplementär homöopathisch begleitete) Heilungsprozess hat uns sehr beeindruckt.

Zu meiner großen Freude konnte ich mit allen ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Ausbildung von November 2010 bis Mai 2014 Kontakt aufnehmen und 10 von ihnen im persönlichen Interview befragen, ob und inwiefern sie von dieser Ausbildung profitiert haben. Die Ergebnisse sind erfreulich.

Zurück zu den Health Workern: Nach 10 intensiven Unterrichtstagen inklusive praxisorientierter Abschussprüfung an 2 Tagen sind wir alle ein Stück weit zusammengewachsen und die Schülerinnen und Schüler werden sich ab Januar 2019 einmal im Monat treffen, um ihr homöopathisches Wissen aufzufrischen, Fragen zu klären und um unsere Kolleginnen Barbara und Karina mit ihren Kenntnissen zu überraschen, die im Februar 2019 die Folge- und Unterrichtsabschlussreise antreten werden. Ein sehr herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!  

Ruth Rohde

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